20140812 merkur interview: Erfolgreichsein macht m

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„Dieses Team muss sich nicht verstecken“: Anführer Lahm, hier mit Ribery und Dante. © MIS

Aktualisiert: 12.08.14 18:41

BAYERN-KAPITÄN IM MERKUR-INTERVIEW

Lahm: "Erfolgreichsein macht mich süchtig"

München – Exakt einen Monat nach dem WM-Sieg geht es schon wieder um was: Der FC Bayern kämpft am Mittwoch bei Borussia Dortmund um den Supercup. Im Interview blickt Kapitän Philipp Lahm auf die anstehenden Aufgaben.

Herr Lahm, lassen Sie uns einmal raten: War die meistgestellte Frage an Sie in letzter Zeit, warum Sie denn aus der Nationalelf zurückgetreten sind?

(lächelt) Ja, da könnten Sie wohl Recht haben. Ich habe den Leuten dann immer das Gleiche geantwortet, ich stehe dazu ja nach wie vor: Ich hatte einfach zehn wunderschöne Jahre in der Nationalmannschaft und habe dort alle meine Ziele verwirklichen dürfen. Ich werde im September 31 Jahre alt, mein Sohn wird am Freitag zwei – es war in meinen Augen nun der perfekte Zeitpunkt, um dieses Kapitel zu schließen. Und es ist ja nicht so, dass ich ab jetzt keine Ziele mehr hätte: Ich habe einen Vertrag beim FC Bayern, der noch vier Jahre läuft. Der FC Bayern, das ist mein Verein, mein Herz, und ich will mit diesem Klub noch viele, viele Titel gewinnen.

Wie lange wird es dauern, bis die Weltmeister bei 100 Prozent sind?

Ich denke, das wird ziemlich schnell gehen. Aber ich sage immer: Spielfit ist man erst so nach vier, fünf Spielen. Das kann man im Training einfach nicht zu 100 Prozent simulieren. Da kannst du die Basis legen, das machen wir jetzt gerade, aber für die letzten Prozent brauchst du Spiele.

Sie wurden Weltmeister, Sie haben das Double geholt, vorletzte Saison holten Sie die Champions League – wie schwer fällt es, sich nun zu motivieren?

Mir fällt das gar nicht schwer. Ich bin Leistungssportler, ich will immer gewinnen. Gerade bei Bayern wird dieses Erfolgsstreben von klein auf vermittelt. Der Sieg ist das Ziel. Ich will am Ende immer ganz oben stehen, da bin ich als Sportler egoistisch: Ich will einfach nicht, dass am Ende jemand anderes oben steht! Es ist die größte Motivation, zu wissen, wie es sich anfühlt der Beste zu sein. Es macht mich regelrecht süchtig, dieses Erfolgreichsein und motiviert dazu diesen Erfolg zu wiederholen. Natürlich hätte unser Urlaub länger sein können – ich glaube, jeder kennt das, Urlaub ist immer zu kurz (grinst) – aber damit müssen wir umgehen, und wir werden das auch diese Saison wieder hinbekommen.

Ist der FC Bayern diese Bundesliga-Saison sein härtester Gegner?

Wahrscheinlich. Wenn man unseren Kader, unsere Qualität anschaut, muss man das so sehen. Wobei wir gerade jetzt am Anfang viele Ausfälle haben – mal sehen, wie wir diese verkraften können. Wir sind wie jedes Jahr der Top-Favorit, auch wenn es andere starke Mannschaften gibt: Borussia Dortmund, Schalke, Leverkusen, Wolfsburg – die üblichen Verdächtigen, das sind gefährliche Gegner. Wenn wir aber unsere Leistung abrufen, dann bin ich sicher, dass wir wieder Meister werden.

Ist der Kader noch besser als im Vorjahr?

Der FC Bayern verstärkt sich immer von Sommer zu Sommer. Wir haben heuer allerdings auch Toni Kroos abgegeben, der viele Spiele gemacht hat. Mario Mandzukic wurde durch Robert Lewandowski mehr als gleichwertig ersetzt, wie ich finde. Das ist ein absoluter Top-Transfer. Lewandowski ist momentan einer der besten Stürmer der Welt, wenn nicht der beste. Ich denke auch, dass er sich schnell einleben wird bei uns. Ob es der beste Kader ist, in dem ich je war, kann ich noch nicht sagen, das wissen wir erst nach der Saison. Eines ist aber auch klar: Personell muss sich dieses Team hinter keinem seiner Vorgänger verstecken.

Thiago ist ein Schlüsselspieler, auf den Sie noch eine Weile warten müssen – sollte der Klub noch mal auf dem Transfermarkt zuschlagen oder reicht das vorhandene Personal aus?

Der Kader muss das auffangen. Ich weiß nicht, ob unsere Führung noch etwas plant, es ist aber ein Top-Kader, auch in der Breite, der von der Qualität her keine Mängel hat. Es ist bitter für Thiago, dass er nun schon so lang zuschauen muss, er ist ein super Spieler und wir hoffen, dass er so schnell wie möglich fit wird. Thiago ist ja auch nicht der Einzige: Bastian Schweinsteiger ist nicht so ganz fit, Franck Ribery musste zuletzt eine Woche kürzertreten, Arjen Robben konnte nicht so trainieren, wie wir wollten – es ist noch nicht alles wirklich so, wie wir es uns vorstellen.

Warum ist die Dreierkette die Zukunft? 

Ich weiß nicht, ob die Dreierkette die Zukunft ist. Wichtig ist, flexibel zu sein, dass man sich variabel auf den jeweiligen Gegner einstellen kann. Es war eine wichtige Botschaft beim Pokalsieg über Dortmund, dass wir in diesem System agieren können. Pep Guardiola weiß, dass er nun bei uns mehrere Varianten auch auf höchstem Niveau abrufen kann.

Wo wird man Sie in dieser Saison in der Regel erleben: Im Mittelfeld oder wie früher in der Abwehr?

Letztendlich kann das freilich nur der Trainer beantworten. Man hat aber in der letzten Saison gesehen, dass er mich eher im Mittelfeld sieht, da habe ich häufiger gespielt. Ich bin aber flexibel. Bei der WM habe ich erst vier Mal im Mittelfeld gespielt, dann wieder die letzten drei Spiele als Außenverteidiger, und ich denke, jeder hat mitbekommen, dass mir der Wechsel keine Probleme bereitet hat.

Würden Sie lieber im Mittelfeld spielen?

Ein bisschen lieber schon, aber ich bin flexibel. Ich habe im Mittelfeld in der letzten Saison mehr Spiele gemacht, und es ist immer schön, etwas Neues zu erleben. Ich habe aber auch zehn Jahre als Außenverteidiger viel Spaß gehabt. Es kommt auch immer ein bisschen auf die Personallage an: Bei der WM hatten wir etwa zu Beginn im Mittelfeld Probleme, da konnte ich helfen. Später war die neue Aufteilung dann auch optimal.

Für die Außenbahn ist Juan Bernat gekommen – was können Sie über den Spanier schon sagen?

Das ist ein junger, technisch sehr, sehr versierter Spieler, der sehr dynamisch ist. Mehr kann ich jetzt noch nicht sagen, wir haben noch nicht so viel zusammen trainiert.

Zum Schluss noch einmal ein Blick auf die Nationalelf: Haben Sie Joachim Löw einen Tipp gegeben, wen er zu Ihrem Erben als Kapitän bestimmen soll?

(lacht) Nein, er kennt ja die Spieler über so viele Jahre, er weiß schon selbst, mit wem er am besten arbeiten kann. Wir hatten ein super Verhältnis, gerade bei der WM lief die Zusammenarbeit überragend . Jetzt bin ich zurückgetreten und bin sicher, dass ich keinen Tipp geben muss. Joachim Löw wird die richtige Entscheidung treffen.

Hand aufs Herz: Wer wäre denn Ihr Favorit?

Es gibt viele Kandidaten. Ich kann sagen: Es hat mir viel Spaß gemacht mit Bastian Schweinsteiger als Vizekapitän, er hat mich super unterstützt. Es wäre aber falsch, jetzt einen Rat zu geben. Der Bundestrainer kennt sich da am besten aus. Da muss sich keiner Sorgen machen.

Interview: Andreas Werner


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