20100706 tz interview: Freiwillig gebe ich die Bin

Lahm: "Freiwillig gebe ich die Binde nicht ab"

Aktualisiert: 06.07.10 09:32

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Philipp Lahm führt das DFB-Team bei der WM als Kapitän an

© dpa

Erasmia - Im tz-Interview spricht DFB-Kapitän Philipp Lahm über die Erfolge der deutschen Nationalmannschaft, über Halbfinal-Gegner Spanien - und über Michael Ballack sowie die Kapitänsbinde.

Herr Lahm, sind Sie Hellseher?

Philipp Lahm: Warum?

Vor zwei Wochen sprachen Sie davon, dass diese Nationalmannschaft die beste sei, in der Sie je gespielt hätten. Jetzt spielt Deutschland so stark wie nie zuvor…

Lahm: Nein, dann bin ich kein Hellseher. Aber ich trainiere täglich mit dieser Mannschaft. Und ich weiß, was sie kann. Das wusste ich seit Beginn des Turniers.

War wenigstens das 4:0 über Argentinien überraschend?

Lahm: Wir haben bewiesen, dass wir so weit sind, eine große Mannschaft zu schlagen. Aber von einem 4:0 bin auch ich nicht ausgegangen. Ich wusste ja, als ich diesen Satz gesagt habe, auch nicht, auf wen wir alles im Turnierverlauf treffen würden.

Woher haben Sie eigentlich Ihren Fußball-Sachverstand?

Lahm: Wenn man Profifußballer ist, Vizekapitän bei Bayern und Kapitän der Nationalmannschaft, beschäftigt man sich fast rund um die Uhr mit Fußball.

Spätestens nach dem Spiel gegen Argentinien kam eine neue Debatte auf: Wo in dieser Mannschaft ist noch Platz für Michael Ballack?

Ist Ballack für Sie noch Teil der Nationalmannschaft?

Lahm: Hier jetzt nicht wirklich. Wir freuen uns, dass er das Team besucht hat. Aber hier bildet jetzt der Kader, der die WM spielt, die Nationalmannschaft von der Nummer eins bis zur Nummer 23.

Geben Sie Ballack die Kapitänsbinde, wenn er zurückkehrt?

Lahm: Es ist doch klar, dass ich die Kapitänsbinde gerne behalten möchte. Die Rolle auf dem Platz erfülle ich seit mehreren Jahren, die habe ich im Griff. Dann will man sich auch um mehr kümmern, mehr Verantwortung übernehmen. Das habe ich jetzt hier gemacht. Warum soll ich dann das Kapitänsamt wieder freiwillig zur Verfügung stellen?

Sie überreichen also Ballack nicht feierlich die Binde?

Lahm: Freiwillig werde ich sie ganz sicher nicht abgeben. Aber das wird die Entscheidung des Bundestrainers sein.

Befestigen Sie die Binde vor dem Spiel eigentlich selbst am Oberarm?

Lahm: Nein, die macht bei jedem Spiel ein anderer Betreuer hin.

Aber bisher haben Sie noch keine behalten?

Lahm: Ich gebe sie immer wieder brav ab, denn ich brauche sie ja fürs nächste Spiel. Bisher sind wir schließlich noch nicht ausgeschieden.

Und was passiert mit der Kapitänsbinde von Weltmeister-Spielführer Philipp Lahm?

Lahm: Die Final-Binde werde ich mit Sicherheit behalten.

Welcher Mannschaft sehen Sie bei der WM eigentlich am liebsten zu?

Lahm: Ich schaue Spanien gerne an. Es ist faszinierend, wie sie immer weiter wirbeln. Das geht ja jetzt schon seit vielen Jahren so.

Jogi Löw erklärte in der tz, dass Deutschland nun auf Augenhöhe mit Spanien sei.

Lahm: Jetzt sind wir auf jeden Fall in der Lage, auch diesen Gegner zu besiegen. Das war in der Vergangenheit nicht so, 2008 hatten wir nicht den Hauch einer Chance. Heute hat sich die Mannschaft sicher weiterentwickelt. Wir sind gut drauf. Warum sollen wir nicht Spanien schlagen? Man hat in den letzten Spielen gesehen, was wir fähig sind, zu leisten.

Können Sie diesen WM-Traum überhaupt richtig realisieren?

Lahm: Ja, schon. Es macht mich stolz, diese Mannschaft zu sehen, Kapitän dieser Mannschaft zu sein. Aber wir sind noch nicht am Ende.

Träumen Sie schon von dem Moment, in dem Ihnen der WM-Pokal überreicht wird?

Lahm: Davon träumt man natürlich schon als Kind. Die WM 1990 war die erste, die ich miterlebt habe. Dieses Bild von Lothar Matthäus hatte ich immer vor Augen, das treibt mich an.

Muss Jogi Löw bleiben?

Lahm: Dazu kann ich wenig sagen. Nur: Wir brauchen einen guten Trainer. Und man sieht, dass er ein guter Trainer ist.

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