20090822 faz interview

„Ich habe etwas gutzumachen bei der Platzwahl“

Am Samstag spielt Philipp Lahm mit Bayern München bei Aufsteiger Mainz 05. Im FAZ.NET-Interview spricht der Nationalspieler über die Philosophie seines neuen Trainers, sein soziales Engagement und ein besonderes Ziel als Kapitän des Rekordmeisters in Mainz.

22.08.2009

© DPA, „Es braucht noch Zeit um die Wünsche des Trainers umzusetzen”: Philipp Lahm

Philipp Lahm erscheint mit seinen inzwischen 25 Jahren immer mehr in der Öffentlichkeit. Als Botschafter für karitative Dinge wie auch als stellvertretender Kapitän von Bayern München übernimmt er Verantwortung. Im FAZ.NET-Interview spricht Lahm vor dem Auswärtsspiel des FC Bayern beim Aufsteiger Mainz 05 (Samstag, 15.30 Uhr/ FAZ.NET-Bundesliga-Liveticker) über die Philosophie seines neuen Trainers, sein soziales Engagement und das Amt als Kapitän.

Herr Lahm, der FC Bayern hat die ersten beiden Spiele in Hoffenheim und gegen Bremen nur unentschieden gespielt. Ist dieKritik, die schnell aufkam, gerechtfertigt?

Man weiß natürlich, was passiert. Wir machen uns aber keine Sorgen, weil wir die tägliche Arbeit mitbekommen. Aber natürlich müssen wir schnell drei Punkte einfahren, um den Kontakt nach oben zu wahren.

© REUTERS, Der Trainer und sein vorübergehender Kapitän: Louis van Gaal (r.) mit Philipp Lahm

Wieviel Prozent der Philosophie des neuen Trainers Louis van Gaal kann der FC Bayern schon umsetzen?

Das kann man schwer in Prozenten ausdrücken. Aber es braucht seine Zeit, um alles richtig umsetzen zu können, um jede Position so zu spielen, wie es der Trainer verlangt. Das gilt auch insgesamt als Team in Offensive und Defensive. Wie lange das braucht, wird man sehen.

Sie erscheinen vermehrt in der Öffentlichkeit als Botschafter für karitative Aktionen wie für Ihre eigene Stiftung. Sie werben für die Beteiligung an der Bundestagswahl und laufen wegen der Verletzungspause von Mark van Bommel mit der Kapitänsbinde auf. Ist es mit 25 an der Zeit, Verantwortung in allen Lagen zu übernehmen oder ist Ihr Engagement Teil einer Imagekampagne?

Nein, mir liegen diese Dinge am Herzen. Ich hatte in meinem Leben viel Glück, mir ging es immer gut. Mit meinem Sommercamp und anderen Dingen möchte ich denen, die weniger Glück hatten, etwas davon abgeben. Auch die Werbung für die Bundestagswahl ist mir ein Anliegen, weil ich nicht nur auf den Sport fixiert sein will. Aber in der Hauptsache bin ich Fußballer.

Dann passt das ja gut, dass Sie beim Spiel in Mainz an diesem Samstag Kapitän sind.

Das ist natürlich eine Ehre. Ich habe aber auch noch etwas gutzumachen bei der Platzwahl. Vergangene Woche gegen Bremen habe ich beim ersten Einsatz als Kapitän nicht gewonnen. Das will ich in Mainz ändern.

Nutzen Sie eigentlich die selbe Kapitänsbinde wie van Bommel oder erhält jeder seine eigene?

Das ist schon die selbe Binde. Die liegt am Samstag auf meinem Platz in der Kabine und sieht zumindest genauso aus.

Am Samstag sitzt ein erst 35 Jahre alter Trainer bei Mainz 05 auf der Bank. Sie sind jetzt 25. Können Sie sich vorstellen, in zehn Jahren Trainer zu sein?

Sag niemals nie. Vielleicht spiele ich aber in zehn Jahren auch noch Fußball. Zehn Jahre sind lang. Vor zehn Jahren hätte ich nie davon geträumt, dass ich heute Profi beim FC Bayern bin, dass ich solche Interviews geben darf, dass ich in der Nationalmannschaft 50 Länderspiele absolviert habe. Im Fußball geht alles so schnell. Da kann ich sicher nicht zehn Jahre vorausblicken.

Der Mainzer Trainer Thomas Tuchel hat in Stuttgart als Nachwuchstrainer gearbeitet, als Sie dort auf Ausleihbasis für den VfB gespielt hat. Haben Sie ihn damals wahrgenommen?

Ehrlich gesagt: Nein. Ich höre das jetzt zum ersten Mal.

Am Samstag spielen Sie in Mainz bei einem Abstiegskandidaten. Alles andere als ein souveräner Sieg wäre für den des FC Bayern wieeine Niederlage. Ist das eine Belastung?

So ist es ja nicht. Wir haben bislang noch kein einziges Spiel gewonnen. Da ist es eine große Herausforderung, endlich einen Dreier einzufahren. Wir haben natürlich die Möglichkeit, in Mainz zu gewinnen. Und so gehen wir die Sache auch an. Bei uns sagt sicher keiner, dass alles unter einem 3:0 eine gefühlte Niederlage wäre. Lieber gewinnen wir natürlich 3:0, wenn es aber ein 1:0 wird, ist das auch in Ordnung.

Einige Trainer der Bundesliga haben verkündet, dass die Zeit der Bayern-Dominanz vorbei ist. Wie beurteilen Sie diese Äußerungen?

Ich denke, dass das nun so gesehen wird, weil wir im vergangenen Jahr nicht Meister geworden sind. Aber letztlich werden wir die Antwort erst am Ende der Saison wissen.


Aufgezeichnet von Daniel Meuren.

Quelle: FAZ.NET


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