200708 volksmund interview

https://www.gabrielaneeb.de/pdfs/volksmund%2007_08%20das%20volkstheatermagazin.pdf

Philipp Lahm

»DA BIN ICH JA GESPANNT, WIE DU DAS SCHAFFST«

Der jüngste Tatort-Kommissar trifft den jüngsten Fußballstar: Maximilian Brückner und Philipp Lahm sprechen über Selbstvermarktung, Ehrlichkeit und schwule Fußballer

MODERATION: CHRISTOPH SÜß

FOTOS : GABRIEL ANEEB

PHILIPP LAHM wurde 1983 in München geboren und spielt beim FC Bayern und in der Nationalmannschaft. Er schoss im Eröffnungsspiel gegen Costa Rica das erste Tor der Fußball-WM 2006 und spielte als einziger deutscher Spieler alle WM-Spiele über die vollen 90 Minuten.

MAXIMILIAN BRÜCKNER wurde 1979 in München geboren. Bekannt geworden durch seine Rollen am Münchner Volkstheater, erhielt er 2006 den Bayerischen Kunstförderpreis in der Sparte Darstellende Kunst. 2007 wurde er auf der Berlinale zum deutschen „Shooting Star des europäischen Films“ gekürt.

CHRISTOPH SÜß moderiert seit 1999 das wöchentliche Polit- und Satiremagazin „Quer“ im Bayerischen Fernsehen. Seit 2006 unterhält er sich regelmäßig mit hochkarätigen Gästen aus Wissenschaft, Kultur und Politik in „SüßStoff – Die Late-Night im Münchner Volkstheater“ über aktuelle Themen.


Christoph Süß: Maxi, der Philipp kommt gerade vom Training. Wie weit ist körperliche Fitness in deinem Beruf wichtig?

Maximilian Brückner: Ich mache viel Sport, ich gehe Gleitschirmfliegen, Kajaken, Kitesurfen und im Winter Telemarken. Ich bin da nicht so der typische Künstler.

Süß: Machst du das freiwillig oder weil du es für den Beruf brauchst?

Brückner: Es passt einfach gut zusammen. Im Theater muss ich auch beweglich sein, zum Beispiel in meiner Rolle beim „Brandner Kaspar“. Für meine nächste Rolle muss ich aber abnehmen, obwohl ich eigentlich gar nichts dran habe. Aber der Film spielt am Ende des 19. Jahrhunderts, und meine Bäckchen sind dafür zu dick.

Philipp Lahm: Da bin ich ja mal gespannt, wie du das schaffst.

Süß: Es gibt ja bei Prominenten die berühmte Kokaindiät.

Brückner: Kokaindiät? Da muss ich leider passen. Für nichts auf der Welt.

Süß: Also kein Doping?

Brückner: Ich trinke gerne mal ein Bier.

Lahm: Das ist ja Doping.

Brückner: Jemand hat mir mal gesagt, Kokain würde die Nerven stärken, aber ich habe einfach viel zu viel Angst davor. Ich mach’ halt immer nur das, was erlaubt ist.

Süß: Du bist einfach noch nicht alt genug.

Brückner: Wahrscheinlich, aber wieso sollte ich mir Ärger einhandeln, wo doch jeder weiß, dass es nicht gut ist und abhängig macht? Beim Bier merkst du am nächsten Tag wenn es zu viel war, und dann reicht es dir wieder eine Zeit lang. Das ist der Vorteil.

Süß: Doping gibt es beim Radsport, in der Leichtathletik – aber beim Fußball nicht, oder?

Lahm: Mit Sicherheit auch, da wurden ja schon einige erwischt.

Süß: Was? Es gibt Doping im Fußball?

Lahm: Aber natürlich nicht bei uns.

Süß: Natürlich nicht.

Lahm: In jeder Sportart gibt es Doping, aber für mich ist das kein Thema.

Süß: Darfst du in Interviews eigentlich noch alles sagen?

Lahm: Ob ich alles sagen darf?

Süß: In deiner Position, darf man da noch richtig frei sprechen?

Lahm: Nein!

Süß: Wo sind die Einschränkungen? Wo springt der Manager dazwischen?

Lahm: Man darf nie etwas Negatives über Mitspieler, den Trainer und das Management sagen. Meiner Meinung nach muss auch nicht immer alles in der Öffentlichkeit ausgetragen werden.

Süß: Aber schränkt dich das nicht ein, dass du so vorsichtig sein musst? Die Journalisten wollen dich ja aufs Glatteisführen und dann die Schlagzeile haben: „Philipp Lahm sagt über...“

Lahm: Man wächst da mit rein. Am Anfang, als „Shootingstar“ sozusagen, da kamen bei mir nicht viele gefährliche Fragen, aber wenn es mal nicht so gut läuft, muss ich schon aufpassen.

Süß: Bist du in deinem Beruf als Fußballer auch Schauspieler? Oder bist du da immer ganz natürlich, immer du selbst?

Lahm: Ich glaube, das meiste, was beiden Interviews auf den Bildschirmen bekommt, bin ich. Ich finde es schwer, mich vor Kameras zu verstellen.

Süß: Kommen wir noch einmal zur körperlichen Fitness und der Schauspielerei. Maxi, den Sport machst du ja zum Spaß, aber gibt es auch ein ständiges Training, das du als Schauspieler machen musst?

Brückner: Dadurch, dass ich auf dem Land aufgewachsen bin, war ich eigentlich immer körperlich relativ fit, das war für mich nie eine Frage.

Süß: Also hast du keinen Coach, zu dem du regelmäßig gehst und trainierst?

Brückner: Ich bräuchte einen Coach, damit ich mal meine Drehbücher lerne.

Süß: Du bist textlernfaul?

Brückner: Ja. Manchmal bin ich wirklich eine faule Sau. Es ist Wahnsinn, mit was ich manchmal so durchkomme. Aber dann bin ich auch wieder sehr ehrgeizig. Ich habe mir das ja erarbeiten müssen und bekomme einen Haufen Geld für meine Arbeit. Daher möchte ich es auch sauber machen. Aber manchmal ist man halt faul.

Lahm: Das kenne ich auch.

Süß: Ja, sogar ich. Zur Schauspielerei im Fußball: Faulen, sich im Elfmeterraum fallen lassen – übt ihr so was?

Lahm: Nein.

Süß: Ist das so eine Frage, die du mit Nein beantworten musst?

Lahm: Nein, das üben wir wirklich nicht.

Süß: Das muss man also so können, quasi ein Naturtalent mitbringen.

Lahm: Das macht ja auch nicht jeder.

Süß: Also mir hat mal einer gesagt: „Wir trainieren Fouls.“

Lahm: Nein, das kann ich mir nicht vorstellen, dass man Fouls und Schwalben trainiert, das gibt es nicht.

Süß: Und Schiedsrichter ablenken? Einer ruft „Senta Berger!“ und der Schiedsrichter sagt „Wo?“ und schaut weg – übt man so was nicht?

Brückner: Senta Berger?

Süß: Da schauen die Deutschen immer noch.

Brückner: Also ich weiß nicht, die Senta Berger ist nicht schlecht, aber...

Süß: Das hängt natürlich von Geschlecht und Neigung ab.

Lahm: Man kann sich bestimmt bald im Vorfeld eines Spiels im Internet über die Neigungen des Schiedsrichters informieren.

Süß: Ist dir auf dem Fußballplatz eigentlich immer bewusst, dass da die Fernsehkameras die ganze Zeit zuschauen?

Lahm: Nein.

Süß: Vergisst man das völlig?

Lahm: Nein, nicht völlig, man kriegt ja auch die Fans mit, zum Beispiel am 22. August im Wembleystadion gegen England. Da haben die deutschen Fans eine super Stimmung gemacht, obwohl es nur ein paar tausend waren.

Süß: Befallen dich da nicht manchmal auch Selbstzweifel und du denkst dir: Mann, die jubeln da jetzt alle und erwarten von mir Mordswunderwas, und ich bringe das heute gar nicht?

Lahm: Selbstzweifel gibt es nie, aber natürlich hat man bessere und schlechtere Tage. Gerade beim FC Bayern ist der Druck immer enorm hoch. Bei mir war es bestimmt gut, dass ich schon mit elf oder zwölf Jahren zum FC Bayern in die Jugend gewechselt bin. Sogar da war es schon so, dass man jedes Spiel gewinnen musste. Natürlich ist der Druck jetzt ganz anders als damals mit 13, aber ich bin damit aufgewachsen, immer Leistung bringen zu müssen.

Süß: Du bist also schon seit du 13 bist darauf gebürstet, immer der Erste zusein. Was passiert, wenn das mal so nicht ist? Wenn ihr mal verliert?

Lahm: Wenn ich ein Spiel verliere, habe ich keine große Lust, danach noch irgendwas zu machen. Ich habe schlechte Laune.

Süß: Wer kriegt das ab?

Lahm: Keiner. Keiner!

Brückner: Ein einsamer Schrei in der Wohnung.

Lahm: Na ja, meistens ist meine Freundin mit dabei. Aber ich pflaume sie dann nicht an, sondern ärgere mich einfach, bin ruhig und schaue fern.

Süß: Und die weiß dann auch: Heute lassen wir den Philipp einfach mal in Ruhe, der hat heute verloren.

Lahm: Ja. Das weiß die ganze Familie.

Süß: Ist es schwierig, in deiner Position eine Beziehung zu führen?

Lahm: Eine Beziehung zu führen ist nicht schwieriger als bei anderen. Eine Beziehung zu finden ist viel schwieriger, weil man eben schon aufpassen muss. Es gibt viele, die kommen, weil man in der Öffentlichkeit steht, Geld hat und die eher darauf schauen als auf die Person Philipp.

Süß: Maxi, hegst du auch so ein generelles Misstrauen, wenn dich eine Frau anspricht? Früher hätte man sich gefreut, jetzt sagt man: Ach, schon wieder eine.

Brückner: Wenn ich früher auf eine abgegangen bin, bin ich meistens erfolglos zurückgekehrt. Jetzt ist das anders, die sagen: „Du bist doch der Schauspieler!“Aber es ist ganz komisch, manchmal nervt mich das und dann will ich nicht mehr. Die besten Menschen lerne ich meistens über andere Umstände kennen.

Lahm: Ich weiß auch nicht, ob das mit Geld zu tun hat. Auch in anderen Berufen ist es so: Wenn ein Mann Erfolg hat, ist das für Frauen anziehend.

Süß: In welchem Moment bist du vom Prominenzlevel her in die erste Liga aufgestiegen?

Lahm: Das war das Heimspiel Stuttgart gegen Manchester United in der Champions League. Man merkt dann, dass man jetzt Bundesligaspieler ist, dass man jetzt Profi ist.

Süß: Woran merkt man das genau?

Lahm: Dass man in so einem Spiel von Anfang an spielt. Ich bin 2003 als 19-jähriger Amateurspieler nach Stuttgart gekommen und hatte erst zwei oder drei Bundesligaspiele von Anfang angemacht, als das Spiel gegen Manchester United kam. Stuttgart hatte lange nicht mehr in der Champions League gespielt und nun ging es ausgerechnet gegen Manchester United, eine der besten Mannschaften weltweit. Das Spiel kam ganz groß im Fernsehen, und wir gewannen. Nach dem Spiel wurde ich auf den Straßen in Stuttgart erkannt.

Süß: War das angenehm oder eher unangenehm, als zum ersten Mal die Leute auf der Straße riefen: „Schau, da ist der Philipp Lahm!“

Lahm: Angenehm natürlich. Da würde jeder lügen, der sagt, es wäre nicht so. Am Anfang ist das toll, da freut man sich. Vor allem als 19-Jähriger.

Süß: Maxi, wie ist das bei dir, wenn du erkannt wirst?

Brückner: Anfangs freut man sich, das war genauso wie beim Philipp.

Süß: Wenn man nicht erkannt wird, heißt das, man macht seinen Job schlecht?

Brückner: Beim Fußball gilt, je besser du bist, desto mehr wirst du erkannt, desto mehr bist du im Fernsehen und bei guten Spielen dabei. Genauso ist es beim Drehen. Bei dir, Philipp, ist das natürlich extremer, du bist da wirklich noch mal mindestens zwei Ligen über mir, du bist vor allem international wesentlich bekannter.

Süß: Fußball ist ja auch wichtiger!

Lahm: Sozusagen...

Brückner: Ja, aber irgendwann wird es einfach zu viel, man kommt nicht mehr zur Ruhe. Gerade daheim, wenn ich mit einem Freund irgendwo hingehe und einfach mal ratschen will, kommt alle fünf Minuten jemand daher.

Lahm: Ja, das kenne ich.

Süß: Was tut man da dagegen?

Brückner: Verstecken!

Lahm: Es ist einfach schwer. Was ich nicht mag, ist, während des Essens angesprochen und gestört zu werden. Das kann ich überhaupt nicht haben.

Süß: Warum? Weil Essen so sexy ist?

Lahm: Nein, das hat mit Anstand zu tun, beim Essen stört man einfach nicht.

Süß: Kann man dann nur noch in Fünf Sterne-Läden gehen, wo nur Fußballer und Schauspieler sitzen und man weiß: Andere können sich das gar nicht leisten, da spricht mich sicher keiner an?

Lahm: Nein, ich gehe in solche Läden nicht. Bei mir am Gärtnerplatz gibt es viele Orte, wo ich mich draußen hinsetzen kann und da passiert nichts.

Süß: Ist das so eine Art Börse, wo man seinen Marktwert einschätzen kann – je öfter ich erkannt werde, desto mehr kann ich bei der nächsten Gagenverhandlung verlangen? Nach dem Motto: „Für das Geld? Mit Maximilian Brückner nicht mehr!“

Brückner: Die Frage ist, ob das Erkanntwerden unbedingt mit Qualität zu tun hat. Es gibt viele Schauspieler, die bekannt sind und die ich nicht für besonders talentiert halte.

Süß: Kannst du Namen nennen?

Brückner: Maximilian Brückner.

Süß: Schön!

Brückner: Das beste Beispiel ist doch Paris Hilton. Die ist prominent dafür, reich zu sein. Jeder macht auf einmal alles. Das Tolle beim Fußball ist, dass die Spieler an ihre wirklichen Grenzen gehen.

Süß: Du meinst, beim Fußball kann man schlecht was vortäuschen?

Brückner: Ja, man kann nicht vortäuschen, dass man wirklich gut spielt. Das ist in der Filmbranche anders. Die Leute wollen teilweise verarscht werden.

Süß: Philipp, gab es – bevor du bekannt wurdest – Momente in deinem Leben, in denen Leute gesagt haben: „Der schafft das nie. Schau dir den doch mal an! Vielleicht wenn er drei Meter größer wäre, aber doch nicht so!“

Lahm: Klar gab es das, genügend gab es das. Wenn ich an meine Jugend zurückdenke, war ich immer einer der kleinsten. Die Jugendnationalmannschaft war kein Thema für mich, da war ich immer zu klein, zu schmächtig. Viele haben gesagt: „Der schafft es nicht.“

Süß: Wenn du diese Leute jetzt triffst, sagst du denen dann: „Du hast doch damals gesagt, ich wäre zu klein...“ und freust dich?

Lahm: Natürlich trifft man Leute von früher, und manchmal ist das schon schön zu sehen, wie freundlich die auf einmal sind. Aber es gibt viele Leute, die mehr mit einem zu tun haben wollen, zum Beispiel wenn man abends weggeht.

Süß: Maxi, funktioniert das bei dir auch so?

Brückner: Ja, aber die Genugtuung liegt schon einfach in diesem Freundlichsein, da muss ich niemandem was reindrücken. Ich habe immer noch viele gute alte Freunde, die sehr ehrlich sind und mich immer wieder auf den Boden zurückholen, indem sie sagen: „Es ist schon super, wie das bei dir läuft, aber das ist halt auch nicht alles.“ Und die Leute, die sich dann auf einmal melden, na ja, da bin ich einfach höflich und denke mir, die sollen mich nicht mal für ein Arschloch halten können.

Lahm: Genauso soll es sein.

Süß: Maxi, du sagst, deine Freunde sind dir wichtig, deine Heimat ist dir wichtig. Gleichzeitig ist das aber auch eine Art Marketingstrategie, oder? Denn wenn man etwas über dich liest, liest man genau das.

Brückner: Am Anfang bin ich ausgelacht worden, wenn ich gesagt habe: "Ich komm  vom Land, ich komm  von da draußen und mag das gerne." Für manch einen mag sich das heute wie eine Marketingstrategie anhören – aber das war von Anfang an mein Ding. Ich kann sehr wohl akzentfrei Hochdeutsch sprechen, aber ich spreche einfach gern Bayerisch. Man merkt natürlich, dass die Leute da auf einmal darauf anspringen. Aber soll ich das jetzt deswegen verleugnen? Das wäre ja bescheuert. Wenn jemand behauptet, dass das eine reine Marketingstrategie ist, ist mir das eigentlich scheißegal.

Süß: Philipp, bei dir ist das ja nicht ganz unähnlich. Wir haben lauter internationale Fußballstars und dann kommt da so ein Junge aus Gern, der es nach oben geschafft hat. Das wurde ja auch zu einer Art Verkaufsstory. Nimmst du das genauso wahr wie der Maxi?

Lahm: Genauso, ja. Da muss ich ihm Recht geben. Man wird gefragt: "Wie bist du zum Fußball gekommen, wo ist deine Familie her?" Dann erzähle ich, wo ich herkomme, dass ich trotzdem noch oft bei Gern im alten Verein bin. Wenn das so ist, kann ich es auch erzählen, aber ich werde dadurch auch immer wieder danach gefragt.

Süß: Die halten dich bestimmt für einen Gott, die Jugendlichen in Gern.

Lahm: Nicht für einen Gott, für die Jüngeren bin ich aber schon ein Vorbild. Für die Älteren, für die Freunde meiner Eltern eher nicht, die kennen mich von klein auf und für die bin ich immer noch der Philipp von früher.

Süß: Da kommt man nie raus.

Lahm: Nein, da kommt man nie raus. Das ist aber sehr angenehm.

Süß: Maxi, wann warst du zuletzt auf dem Fußballplatz?

Brückner: Vor ein paar Wochen, beim Spiel Jungbauernschaft gegen die Feuerwehr und den Trachtenverein. Ich war beim Trachtenverein, wir haben komplett verloren, aber es war total lustig. 

Süß: Philipp, was war dein letztes Theaterstück?

Lahm: "The Rat Pack" im Deutschen Theater.

Süß: Und war s gut?

Lahm: Sehr gut.

Süß: Maxi, gibt es Momente, in denen du denkst: Schauspieler sein ist ganz schön, aber eigentlich wäre ich lieber Fußballer geworden?

Brückner: Das Problem ist, dass ich total unbegabt bin. Ich spiele gerne, aber ich kann alleine vor dem Tor stehen und schieße mit Sicherheit vorbei.

Süß: Ja, aber vom gesellschaftlichen Status her gesehen wirst du als Schauspieler zwar überallhin eingeladen, aber der Bundespräsident küsst dich einfach nicht.

Brückner: Ich glaube, ich würde lieber einen spielen. Ich kann in meinem Beruf immer alles sein, das ist es, was ich total gern mag daran.

Süß: In deinem ersten Film hast du einen Fußballer gespielt.

Brückner: Genau, da habe ich einen schwulen Torwart gespielt.

Lahm: Nee!

Brückner: Doch. Das war mein erster Film und ich dachte: Wow, die erste Hauptrolle, jetzt werde ich ein Mädchenschwarm! Ich habe dann schon geschluckt, als ich das Drehbuch las. Ich kenne ja auch einige, die schwul sind – aber es ist schon eigenartig, wenn man dann das erste Mal küssen muss. 

Lahm: Aber du hast es überstanden.

Brückner: Bei der Premiere in Rosenheim ist bestimmt die Hälfte in Tracht ins Kino gegangen und ich hatte im Vorfeld nichts über meine Rolle gesagt. Bei der Kussszene war Totenstille, danach waren alle begeistert. 

Süß: Schwule Fußballer gibt es übrigens nicht, oder?

Lahm: Mit Sicherheit.

Süß: Verdammt! Ich dachte, es gibt im Fußball weder Doping noch Schwule.

Lahm: Vielleicht schwule Fußballer, die dopen?

Süß: Gibt es bei dir Momente, in denen du denkst, du wärst lieber Schauspieler geworden?

Lahm: Nein, weil ich nicht so gerne vor der Kamera stehe.

Süß: Ehrlich nicht?

Lahm: Wir haben ja auch öfters Fotoshootings und Drehs, aber das Warten und so, das ist nichts für mich.

Süß: Eine echte Quälerei.

Lahm: Das ist harte Arbeit, daran bin ich einfach nicht gewöhnt.

Süß: So, jetzt machen wir noch Fotos.

Lahm: Ja, ich brauche unbedingt noch Fotos für die Mutter meiner Freundin.

Fotografin: Von dir?

Lahm: Nein, vom Maxi.

Brückner: Du brauchst Fotos von mir?

Lahm: Ja, klar.

Brückner: Echt?

Lahm: Die sagt immer: Der ist ja so sympathisch.

Süß: Das sind halt Blender, diese Schauspieler.


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