2006 klartext interview

Kürzlich gab Philipp ein Interview dem Magazin "Klartext". Die Zeitschrift wird herausgegeben von der jeweiligen Abschlussklasse der Deutschen Journalistenschule e.V. und hat eine Auflage von 3.000 Stück. Im "Klartext"-Interview erzählt Philipp von magischen Momenten – im Privatleben und während der Weltmeisterschaft. Wir haben hier das interessante Gespräch für Euch zum Nachlesen.

Herr Lahm, Sie erinnern sich bestimmt an Ihren ersten Kuss. War der magisch? 
Mein erster Kuss, solange ist der ja noch gar nicht her (lacht). Nein, besonders magisch fand ich den nicht. 

Gibt es Orte, die Sie als magisch bezeichnen würden?
München, meine Heimatstadt. Und vor allem mein altes Zuhause bei meinen Eltern. Meine Großeltern, Cousinen und Cousins wohnen alle im selben Haus. Mir ging' s immer gut dort, ich komme immer wieder gern nach Hause. Das ist mein absoluter Lieblings-Ort. 

Hat Freitag, der 13. irgendeine Bedeutung für Sie?
Freitag, der 13. bedeutet mir gar nichts. Bis jetzt ist immer noch alles gut gegangen. 

Sind Sie beim Fußball abergläubisch?
Auch nicht. Ich entscheide mich sogar bewusst gegen jede Art von Aberglauben. Wenn ich merke, dass ich den rechten Schuh zuerst angezogen habe, ziehe ich beim nächsten Spiel den linken zuerst an. Ich will gar nicht erst in die Versuchung kommen, immer das Gleiche zu machen. Ich berühre auch nicht den Rasen vor dem Spiel, wie es viele Spieler tun. Ich gehe einfach auf den Platz und sage mir: Wird schon gut gehen!

Sie haben gesagt, dass Ihre Manschette Ihnen während der WM Glück gebracht hat. 
Eigentlich war das ein Witz. Aber wer weiß, vielleicht hat sie tatsächlich geholfen. Obwohl ich sie im Viertelfinale gar nicht mehr getragen habe, und wir trotzdem gewonnen haben. Meine Oma hat mir vor der WM einen Stein geschenkt, den ich immer bei mir hatte. Kann sein, dass der Glück gebracht hat. Sie hat sich auf jeden Fall vorher genau nach seiner Wirkung erkundigt. 

Im Eröffnungsspiel gegen Costa Rica haben Sie das erste Tor der Weltmeisterschaft geschossen. War da Magie im Spiel?
Wenn das etwas mit Magie zu tun hätte, müsste ich ja nicht mehr trainieren. Ich halte es da lieber einfach: Man schießt einen Ball - und entweder ist er drin oder er geht vorbei. Ich hatte das nötige Quäntchen Glück: Mein Schuss ging ins Tor. Obwohl ich auch immer sage, dass es Glück und Pech beim Fußball eigentlich nicht gibt. Wie auch immer, es war das schönste Tor meiner Karriere. 

Haben Sie nach einem solchen Tor das Bedürfnis, sich bei jemandem zu bedanken?
Ich sag mir oft: Ist das schön, dass alles so läuft, wie es ist. Meinen Eltern habe ich wirklich viel zu verdanken. Ohne ihre Unterstützung wäre ich nicht da, wo ich heute stehe. 

Der Regisseur Sönke Wortmann schreibt in seinem Buch zum Film "Deutschland - ein Sommermärchen" über das Spiel gegen Polen: "Der ganze Abend war magisch." Empfanden Sie das auch so?
Klar, da haben wir uns schließlich für das Achtelfinale qualifiziert. Das war natürlich großartig. Wir haben ein gutes Spiel gemacht, und dann fällt das Tor in der 2. Minute der Nachspielzeit, als die Zuschauer schon nicht mehr so richtig daran geglaubt haben. Aber wir wussten, dass wir das Spiel gewinnen werden.

Was waren für Sie die wichtigsten Momente der Weltmeisterschaft?
Auf jeden Fall das Halbfinale. Die meisten von uns hatten ja zuvor noch nie bei einer Weltmeisterschaft gespielt. Das ist schon das Größte, wenn man so weit kommt. Und dann natürlich die Euphorie der Menschen. Die habe ich tatsächlich als magisch empfunden. 

Fast hätten Sie wegen Ihrer Armverletzung nicht spielen können. War es Schicksal, dass Sie beim Eröffnungsspiel doch dabei waren und gleich noch das erste Tor geschossen haben?
Ja, auch. Aber vor allem habe ich hart dafür gekämpft. Drei Tage nach meiner Operation bin ich nach Sardinien geflogen. Ich habe alles mitgemacht: laufen, Fahrrad fahren, Fitnesstraining. Alles mit Gips. Ich glaube, dass man sich alles selbst erarbeiten muss. Natürlich braucht man Unterstützung von Ärzten und Physiotherapeuten - und eben ein bisschen Glück, Schicksal und Magie. Wenn man sich zwei Wochen vor so einem Turnier die Sehne abreißt, dann muss einfach alles passen, damit man spielen kann.

Wie haben Sie denn die Weltmeisterschaft 1990 erlebt?
Die hat mich unglaublich fasziniert. Mein Opa hat mir die deutschen Spiele aufgenommen, und nach der Schule hab ich wie gebannt vor dem Videorecorder gesessen. Ein paar Spielszenen habe ich mir hundert Mal angeschaut, vor allem den Elfmeter von Andi Brehme. Das hatte schon eine magische Wirkung auf mich. Schließlich sind wir damals Weltmeister geworden. 

Das kann ja bei Ihnen noch kommen.
Ich bin erst 22 Jahre alt. Ich hab noch ein bisschen was vor mir. Zwei Weltmeisterschaften werde ich hoffentlich noch spielen können. 

Haben Sie 1990 schon geahnt, dass sie 16 Jahre später selber eine Weltmeisterschaft spielen würden?
Ich war sieben Jahre alt, eine Weltmeisterschaft war noch weit weg. Aber natürlich hatte ich den Traum, das selbst irgendwann erleben zu dürfen. Bisher ist es mit meinen Träumen ganz gut gelaufen.

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