20110614 tz interview: Wir werden alle Gegner nerv

Lahm im tz-Interview: "Wir werden alle Gegner nerven"

Aktualisiert: 14.06.11 09:36

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"Wir greifen wieder an", sagt Philipp Lahm

© sampics

München - Im tz-Interview lobt Philipp Lahm den neuen Kader des Rekordmeisters, spricht über die "kleine" Bayern-Abwehr und erklärt, wie er sich im Urlaub fit hält.

Herr Lahm, mit welchem Gefühl geht der Kapitän in die Sommerpause? Ist der FC Bayern für die kommenden Aufgaben zu rüsten?

Lahm: Ich habe ein sehr, sehr gutes Gefühl. Erst einmal kommt in Jupp Heynckes ein Trainer zurück, der den Verein bestens kennt und mit dem die Mannschaft vertraut ist. Dazu können sich die Neuverpflichtungen wirklich sehen lassen – wenn ich da allein an Manuel Neuer denke. Es hat mich sehr gefreut, dass dieser Transfer geklappt hat, dass der Rummel um diesen Wechsel jetzt endlich ein Ende hat. Er ist einfach ein weltklasse Torwart. Auch die anderen Verpflichtungen sind so, dass man sagen kann, man geht gestärkt in die Saison. Wir greifen wieder an.

Udo Lattek behauptet, Neuer allein sei die halbe Meisterschaft…

Lahm: Ach, es ist nicht immer nur einer, der zählt. Es ist wichtig, gerade mit dem Blick auf die Champions League, dass man einen breiten, ausgewogenen Kader mit Qualität hat – und den haben wir.

Karl-Heinz Rummenigge hat bei Neuer bereits das berüchtigte „Bayern-Gen“ ausgemacht. Haben Sie es auch schon bemerkt?

Lahm: Manuel ist auf jeden Fall ein Siegerytp. Und wenn das ein Gen ist, dann hat Manuel es, das ist sicher. So musst du sein als Torwart des FC Bayern, dass du wirklich keinen einzigen Ball reinlassen willst, dass du dich auch beim Stand von 5:0 noch über ein Gegentor ärgerst – wie es auch bei Oliver Kahn war. Das zeichnet Manuel aus. Ich bin sehr froh, dass er ab jetzt bei uns ist.

Sie haben zuletzt oft das Defensivverhalten kritisiert – wie wichtig ist es, dass Jérôme Boateng kommt?

Lahm: Das wird man sehen. Es liegt nicht an Jérôme und nicht am FC Bayern, ob er kommt. Da muss Manchester City mitspielen. Ich kann nur sagen, dass wir mit einem sehr guten Kader in die neue Saison gehen werden.

Rafinha steht als Neuzugang schon fest. Er sagt: „Ich nerve meine Gegenspieler.“ Ist so einer genau das, was der FC Bayern wieder in seinen Reihen braucht?

Lahm: Wenn wir wieder alle guten Fußball spielen, werden wir sowieso alle Gegner nerven. Jeder Einzelne von uns. Wir brauchen Qualität in unseren Reihen. Und da bringt uns Rafinha mit Sicherheit weiter.

Uli Hoeneß findet, nach Mark van Bommels Abgang würde der Mannschaft wieder ein giftiger Typ guttun…

Lahm: Wenn unser Präsident das so sieht, hat er recht. Er ist lang genug im Geschäft.

Sie links hinten in der Viererkette, Rafinha rechts – das dürfte die kleinste Außenverteidigung der Liga sein. Ein Problem?

Lahm: Nein. Wir waren jetzt in der Nationalmannschaft zuletzt wohl auch das kleinste Mittelfeld, das es überhaupt gibt. So etwas spielt keine Rolle, wenn man trotzdem noch ein paar größere Spieler im Team hat. Da muss man nur zum FC Barcelona schauen, die haben zwei hochgewachsene Innenverteidiger und vielleicht noch einen größeren 6er. Wichtig ist, ob einer Fußball spielen kann oder nicht.

Andries Jonker traut den neuen Bayern in der Liga einen Durchmarsch zu. Ist das realistisch?

Lahm: Das ist unser Ziel. Wir wollen in der kommenden Saison die Liga von Anfang an dominieren. Wir wissen aber, dass es nicht so leicht wird. Einfach so durchmarschieren, das geht nicht auf Knopfdruck.

Franz Beckenbauer hat Christian Nerlinger kritisiert. Er sei zu selten aus dem Hintergrund getreten. Er müsse sich ändern, um akzeptiert zu werden. Stimmen Sie der Kritik am Sportdirektor zu?

Lahm: Nein. Wir Spieler, die tagtäglich mit Christian zusammenarbeiten, wissen, was wir an ihm haben. Er ist ein absoluter Fachmann, und das sieht man auch wieder an unseren Transfers.

Sie können Beckenbauers Schelte also nicht nachvollziehen?

Lahm: Nein. Das ist die Meinung eines Außenstehenden, so etwas gibt es beim FC Bayern leider immer wieder. Aber wer die Abläufe bei uns nicht tagtäglich erlebt und nur aus der Ferne urteilt, kann ja gar nicht immer richtig liegen. Jeder, der eng an der Mannschaft und eng an unserem Sportchef dran ist, weiß, was Christian Nerlinger für hohe Qualitäten hat.

Auch Oliver Kahn hat sich kürzlich negativ geäußert. Dem Verein fehle eine echte Idee, man würde nicht gezielt einkaufen, sondern fast wie Real Madrid einfach nur nach Namen . . .

Lahm: Man braucht doch nur unsere aktuellen Transfers anschauen, um zu sehen, dass das nicht stimmt. Unsere Transfers sind punktuell, sie sind spezifisch auf Positionen ausgerichtet. Da kommen lauter Leute, die genau das sind, was wir jetzt brauchen. Ich sehe absolut keine Parallele zu Real Madrid, die einfach jedes Jahr fünf Offensivspieler kaufen.

Nun geht es für Sie in Urlaub nach Griechenland. Turner Fabian Hambüchen erzählte einmal, er nehme in den Ferien immer gute fünf Kilo zu. Wie schaut’s bei Ihnen aus, lassen Sie sich richtig gehen?

Lahm (grinst): Also, ich werde sicher keine fünf Kilo zulegen. Ein bisschen nimmt man immer zu, aber das ist nichts Tragisches. Ich spiele im Urlaub immer viel Tennis, im Schnitt zwei Stunden am Tag, das hält fit. Du machst was für deine Ausdauer, hast Sprints dabei – genau das, was du als Fußballer auch brauchst.

Interview: Tobias Altschäffl


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