20060625 spiegel interview:Brauchen gegen Argentin

Lahm-Interview: "Brauchen gegen Argentinien nicht viel zu verbessern"

2006.6

https://www.spiegel.de/sport/fussball/lahm-interview-brauchen-gegen-argentinien-nicht-viel-zu-verbessern-a-423441.html

Argentinien hat die besseren Einzelspieler und ist bei dieser WM neben Brasilien das stärkste Team. Die deutsche WM-Entdeckung Philipp Lahm glaubt dennoch an eine Chance zum Weiterkommen. Im Interview erklärt der 22-Jährige, was ihn so optimistisch stimmt.

Frage: Herr Lahm, im Viertelfinale bekommt es Deutschland am kommenden Freitag mit Argentinien zu tun. Ist das nicht ein ganz anderes Kaliber als die bisherigen Gegner?

 Lahm: Doch, klar, die dürften noch mal eine Ecke stärker sein als Schweden. Trotzdem freuen wir uns auf Argentinien. Das ist eine Mannschaft mit guten Technikern, einer großartigen Offensivabteilung. Eine der besten Mannschaften dieser WM. Zumindest bisher. 

Verteidiger Lahm: "Einfach schön"

 Frage: Vielleicht sogar die beste? 

Lahm: Nicht ganz. Nach dem, was ich bisher gesehen habe, ist Brasilien die beste Mannschaft des Turniers. Trotzdem: Wenn wir so spielen, wie wir gerade gegen Schweden angefangen haben, brauchen wir insgesamt nicht viel zu verbessern.

Frage: Zu Turnierbeginn hätte wohl kaum einer damit gerechnet, dass Deutschland gegen Argentinien ernsthafte Chancen haben würde. Nun haben Sie gegen Schweden zum vierten mal in Folge eine überzeugende Leistung gebracht. Sind Sie nicht selbst ein bisschen überrascht?

Lahm: Nach dem Costa-Rica-Spiel (das WM-Eröffnungsspiel gewann Deutschland 4:2; die Red.) haben wir uns alle zusammengesetzt und uns ausgesprochen; dass die Außenverteidiger eher einrücken müssen, dass wir im Zentrum kompakter stehen müssen. All solche Dinge, die ich ihnen jetzt nicht in fünf Minuten erklären kann. Das Ergebnis sieht man ja jetzt, seither stehen wir jedenfalls kompakter.

Frage: Wie muss man sich das vorstellen? Sie haben das Defensivverhalten in einem intensiven Gespräch verbessert und damit die Fehler abgestellt, die in dreieinhalb Wochen Vorbereitung nicht abzustellen gewesen sind?

Lahm: Die besagte Aussprache hat ja nicht nur fünf Minuten gedauert. Erst redet man, dann trainiert man das alles auf dem Platz. Und schließlich kommt so etwas dabei heraus. Eines ist aber doch klar: Wenn man 2:0 führt, der Gegner dann auch noch einen Platzverweis bekommt und einen Elfmeter verschießt, macht man unbewusst den einen Schritt weniger. Genau das wird aber mit zunehmender Turnierdauer nicht mehr reichen. Aber Sie haben ja selbst gesehen: Wir können immer noch zulegen.

Frage: So ziemlich jeder Ihrer Kollegen zeigt sich positiv überrascht von der Euphorie im Land. Was bekommen Sie als Spieler denn im Mannschaftsquartier davon mit?

 Lahm: Man bekommt immer etwas mit. Kürzlich habe ich zum Beispiel einen Freund angerufen. Der war aber gerade in einer Kneipe, wo wohl etwa 500 Fans im Deutschlandtrikot herumsaßen und einen ziemlichen Lärm gemacht haben. Und dass zur Zeit an jedem zweiten Auto ein Deutschland-Wimpel hängt, finden wir natürlich fantastisch. Und im Stadion: Wenn du rauskommst und Zigtausende jubeln – das ist einfach schön. 

Frage: So laut wie heute in München ist es bei Heimspielen Ihres Clubs FC Bayern allerdings nie.

Lahm: Das kann man doch gar nicht vergleichen. Warten Sie mal ab, bis wir endlich mal ins Halbfinale der Champions League kommen. Dann ist die Stimmung bestimmt genauso gut.

Die Fragen stellte Christoph Ruf


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