fipstalker

17.05.2010, 13:34

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Lahm: "Hungrig auf Titel"

Der FC Bayern München marschiert derzeit von Erfolg zu Erfolg und greift am Samstag im Bernabeu-Stadion in Madrid nach dem historischen Triple. Außenverteidiger Philipp Lahm (26) spricht über die Gründe für den jüngsten 4:0-Erfolg gegen Werder und erläutert, wie Inter spielt. Er betont: Wir wollen unbedingt das Triple!

Will auch in Madrid gegen Inter Mailand jubeln: Bayerns Außenverteidiger Philipp Lahm.

© imago

kicker: Herr Lahm, was bedeutet das 4:0 im Pokalfinale für das Champions-League-Endspiel gegen Inter? 

Philipp Lahm: Die Mannschaft ist gut drauf, hungrig auf Siege und Titel. Es wurde vorher gefragt, ob wir für das Pokalendspiel motiviert seien. Man sah, dass die Mannschaft etwas schaffen will, was vorher noch keine schaffte. Wir wollen unbedingt das Triple. Nur so ist diese Leistung in Berlin zu erklären. Deshalb gehen wir selbstbewusst nach Madrid.

kicker: Sind die Bayern in dieser Verfassung überhaupt zu packen?

"Es ist sehr schwer, Bayern zu schlagen" 

Lahm: Das wird man sehen. Wir wollen gegen Inter unsere Leistung bringen und dann ist es sehr schwer, Bayern zu schlagen.

kicker: Ist das die beste Bayern-Mannschaft, in der Sie je spielten?

Lahm: Vergleiche sind schwierig. Aber so weit war ich noch nie mit dem FC Bayern.

kicker: War das 4:0 gegen Bremen der perfekte Fußball?

Lahm: In der ersten Halbzeit haben wir noch zwei gute Chancen zugelassen und hätten da schon höher führen können. Auch kurz nach der Pause taten wir uns schwer.

kicker: Wie wirkt dieser Sieg intern?

Lahm: Er gibt uns wieder zusätzliche Sicherheit.

"Das Spiel gegen Bremen zeigte, welchen Spaß wir auf dem Platz haben, welche Lust, Titel zu gewinnen."Nationalspieler Philipp Lahm

kicker: Besteht die Gefahr, dass der FC Bayern zu sicher wird?

Lahm: Ich glaube nicht. Das Spiel gegen Bremen zeigte, welchen Spaß wir auf dem Platz haben, welche Lust, Titel zu gewinnen. Dennoch verlieren wir die Ordnung nicht.

kicker: Wird Inter diese 4:0-Demonstration erschrecken?

Lahm: Weiß ich nicht. Wir wollen in jedem Fall unser Spiel spielen in Madrid. Wir brauchen uns vor keinem zu verstecken.

kicker: Mit welcher Strategie erwarten Sie Inter? Totale Defensive?

"Inter gibt die Defensive nie auf" 

Lahm: Ihre große Stärke liegt in der Defensive. Die Elf ist gut geordnet. Ich erwarte sie wie in Mailand gegen Barcelona. Bei Ballgewinn greifen sie nur mit drei Mann an. Sie geben ihre Defensive nie auf.

kicker: Sind die Italiener tatsächlich ein leichterer Gegner als Barca?

Lahm: Inter hat Chelsea und Barcelona ausgeschaltet, das zeigt, dass Mourinho ein Topteam geformt hat. Trotzdem sind wir überzeugt: Inter passt besser zu uns als Barcelona.

kicker: Bei welchem Inter-Spieler muss Bayern vor allem aufpassen?

Lahm: Das Spiel von Inter ist nicht auf einen Spieler zugeschnitten. Die Stärke von Inter Mailand ist die Mannschaft.

kicker: Wie ist Inter zu knacken?

"Unsere Mannschaft ist nicht von Franck Ribery abhängig"Philipp Lahm

Lahm: Wir sind eine robuste und sehr zielstrebige Mannschaft, die unermüdlich arbeitet - wie derzeit keine andere in Europa. Und wir haben individuelle Klasse.

kicker: Was macht es aus, wenn Franck Ribery fehlt?

Lahm: Es wäre sehr schade, wenn er nicht dabei wäre. Aber es ist uns in dieser Saison gelungen, jeden Spieler zu ersetzen. Für eine Topmannschaft ist das wichtig und Ausdruck einer gefestigten, taktisch geordneten und disziplinierten Elf. Unser 4:1 in Turin oder das Halbfinale in Lyon zeigten, dass die Mannschaft nicht von Franck abhängig ist.

kicker: Wer ist der größere Trainerfuchs: van Gaal oder Mourinho? 

Lahm: Beide haben mit verschiedenen Mannschaften Titel gewonnen. Louis van Gaal ist zehn Jahre älter, er hat deshalb mehr Erfahrung.

kicker: Wer von beiden hat die bessere Philosophie im Fußball?

Lahm: Mourinho war in Barcelona Co-Trainer unter Louis van Gaal. Er nannte ihn sogar seinen Lehrer. Natürlich hat Mourinho mittlerweile seinen eigenen Stil entwickelt, der wesentlich defensiver ausgerichtet ist. Ballbesitz bedeutet ihm sehr wenig. Er organisiert seine Mannschaften defensiv, und es ist ihm wichtig, wo und wie seine Mannschaft in Ballbesitz kommt, um diesen Augenblick auszunutzen. Ballverlust bedeutet gegen Inter immer große Gefahr. Wir beschäftigen uns viel damit, wie wir den Ball in den eigenen Reihen halten und zum Torabschluss kommen.

"Es wäre sicher interessant, mit Mourinho zu arbeiten."Philipp Lahm

kicker: Mit welcher Idee können Sie sich eher identifizieren?

Lahm: Als Spieler mag man es, wenn ein Trainer eine klare Spielidee hat und diese konsequent umsetzt. Insofern wäre es sicher mal interessant, mit Mourinho zu arbeiten.

kicker: Hat der FC Bayern das Vorbild Barca schon erreicht?

Lahm: Von 1999 bis 2001 waren die Bayern im Finale, Halbfinale und Finale und wurden wegen ihrer effizienten Spielweise gefürchtet. 2001 kam der Triumph. Wenn uns solch eine Serie gelingt, dann können wir uns mit Barcelona vergleichen.

kicker: Hat der FC Bayern das Finale dank spielerischer Klasse erreicht? Oder weil sich die Mannschaft in einen Lauf hineinspielte? 

Lahm: Wir haben Ordnung und Qualität. Nur so ist ein Lauf möglich.

kicker: Wie weit ist diese teils junge, in ihrer Taktik und im System reformierte Mannschaft des FC Bayern in ihrer Entwicklung?

Lahm: Wir sind gefestigt und klar in unserer Auffassung. Wir sind auf einem guten Weg, eine Topmannschaft zu werden.

kicker: Fühlen Sie sich in Ihrem Wunsch, rechts zu verteidigen, nach dieser Saison bestätigt? 

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Lahm: Ich bin rechts einen Tick besser. Und wer genau hinsieht, erkennt das auch.

kicker: Muss der FC Bayern für die kommende Saison also noch einen Linksverteidiger holen?

Lahm: Darüber mache ich mir im Augenblick keine Gedanken.

kicker: Braucht der FC Bayern überhaupt neue Stars, wo es doch mit den Müllers, Badstubers oder Contentos auch geht?

Lahm: . . . und Lahms und Schweinsteigers. Es ist doch wunderbar, wenn es dem FC Bayern gelingt, Stars selbst auszubilden.

kicker: Nach dem Finale gehts zur WM. Sind Sie auch mal müde? 

Lahm: Ich habe Spaß am Fußball und zwischen den Spielen genügend Zeit, mich auszuruhen.

Interview: Karlheinz Wild