2006 zdf interview

Im ZDFonline-Interview lässt Philipp die magischen Momente der Fußball WM noch einmal Revue passieren und spricht über die Perspektiven seines Clubs FC Bayern München. 

Fiel es Ihnen schwer, sich nach dem ganzen WM-Trubel und der relativ kurzen Pause wieder voll auf die Bundesliga zu konzentrieren? 
Es war nicht leicht, das steht fest. Man hat sich über ein paar Wochen nur auf dieses eine Ereignis fokussiert und dann ist auf einmal alles vorbei. Die Euphorie im Land war so groß - dann kommt mit den drei Wochen Urlaub erstmal ein Break. Ich glaube, ich habe das ganz gut gemacht, denn ich bin auf die Malediven geflogen, weit weg von zu Hause, und habe mich dort erholt. 

Wie war das Gefühl, in Berlin von hunderttausenden Menschen gefeiert zu werden? 
Sensationell! Das war mit Sicherheit der krönende Abschluss dieser Weltmeisterschaft, das schönste Erlebnis. Aber auch, dass vor dem Spiel um Platz drei in Stuttgart 15.000 Leute vor unserem Hotel waren, das war einfach Wahnsinn. So etwas erlebt man nur ein Mal im Leben. 

Sie haben sich kurz vor der Weltmeisterschaft in einem Freundschaftskick gegen den FSV 63 Luckenwalde am Arm verletzt. Hatten Sie im ersten Moment Angst, dass die WM gelaufen sein könnte? 
Dass ich das Turnier spielen würde, daran habe ich nicht gezweifelt. Bis zum Eröffnungsspiel war es dann ziemlich eng geworden, aber am Ende hat alles geklappt. Dass es dann so wunderbar laufen würde, mit meiner eigenen Leistung und der der ganzen Mannschaft, das konnte man natürlich nicht vorhersehen. 

Was bedeutet es Ihnen, neben Stars wie Zidane in die All-Star-Elf des Turniers gewählt worden zu sein? 
Das ist ein Traum. Obwohl man sich so etwas nicht mal erträumt. Dass ich bei einer WM, mit den besten Mannschaften und den besten Spielern der Welt, in die All-Star-Elf gewählt werde, ist einfach sensationell. 

Jetzt steht mit der EM-Qualifikation für die Nationalelf der graue Alltag ins Haus. Wie groß ist die Gefahr, dass die Stimmung nach ein oder zwei Niederlagen wieder kippt? 
Jeder Spieler weiß, dass es nicht so weitergehen kann wie bei der WM und dass man nicht in jeder Partie so spielen kann, wie wir bei der Weltmeisterschaft. Das kann man nicht über Jahre hinweg so demonstrieren. Dass es schwer werden wird und Spiele wie gegen San Marino vielleicht keine Topspiele sein werden, darüber sind wir uns alle im Klaren. Und jeder Fan wird es akzeptieren, wenn mal ein Spiel nicht so läuft. 

Hat sich unter Jogi Löw im Vergleich zur Arbeit mit Jürgen Klinsmann etwas verändert oder wird nahtlos da angeknüpft, wo man am 8. Juli aufgehört hat? 
Die Arbeit wird genauso fortgesetzt. Es hat sich ja nicht allzu viel verändert. Die Amerikaner sind da, die Physiotherapeuten sind die gleichen, das ganze Drumherum ist das gleiche geblieben. Das ist für uns schön, weil wir gemerkt haben, dass uns die sieben Wochen einfach zusammengeschweißt haben. Nicht nur die Mannschaft, sondern auch das Umfeld, vom Zeugwart bis zum Physiotherapeuten, ist eng zusammengewachsen. Und es war für uns alle sehr wichtig, dass wir so zusammenbleiben. 

Der FC Bayern hat vergangene Woche ein Spiel gegen Barcelona sang- und klanglos verloren. Danach musste das Team auch von Seiten der Vereinsführung Kritik einstecken. Halten Sie diese nach einer solchen Test-Partie für berechtigt? 
Wir haben nicht gut gespielt, das steht fest. Wir haben aber auch nicht gegen irgendjemanden gespielt, sondern gegen den Champions-League-Sieger, gegen eine sehr dominante Mannschaft. Barcelona hat in der Halbzeit das ganze Team ausgewechselt, und da stand dann immer noch eine Elf auf dem Platz, die international top ist. Man kann das jetzt auch nicht als Maßstab nehmen. Wenn wir in der Champions League gegen Mannschaften wie Inter Mailand spielen und an unsere Leistungsgrenze gehen, dann können wir jeden schlagen. 

Wie schätzen Sie die dem FC Bayern zugeloste Gruppe mit Inter Mailand, Sporting Lissabon und Spartak Moskau ein? 
Die Gruppe ist mit Sicherheit machbar, aber es ist auch kein wirklich leichter Gegner darin. Wir müssen zum Beispiel nach Moskau reisen, was nicht so angenehm ist. Aber in der Champions League gibt es keine leichten Gegner, und das Ziel ist das Weiterkommen. 

Kann der FC Bayern um den Titel in der Königsklasse mitspielen? 
Das wird mit unserem jungen Team schwer. Wir haben in den vergangenen Jahren immer gesagt, wir gewinnen die Champions League. Jetzt haben wir das ein bisschen runtergeschraubt, legen Wert auf die Meisterschaft und den DFB-Pokal und alles, was in der Champions League ab dem Achtelfinale kommt, ist reine Zugabe. 

Was sagen Sie zur Verpflichtung von Mark van Bommel? 
Das ist ein Superspieler, das hat man auch am Dienstag gegen Barcelona wieder gesehen. Gerade für uns Junge ist es sehr wichtig, dass wir noch so einen Topmann geholt haben. 

Wie wichtig ist Felix Magath für Sie? 
Er war mein erster Profi-Trainer und er hat mich aufgestellt. Schon nach sechs Spieltagen habe ich damals in Stuttgart von Anfang an gespielt. Mein viertes Match war in der Champions League gegen Manchester United, da ist es ganz klar, dass ich ihm viel zu verdanken habe. Und er hat mich auf die Position gestellt, auf der ich vorher noch nie gespielt hatte. Es ist auf jeden Fall schön, dass er jetzt wieder mein Trainer ist.

Was bedeutet es für einen gebürtigen Münchner, für den FC Bayern kicken zu dürfen? 
Der FC Bayern ist mein absoluter Wunschverein. Wenn man wie ich in München geboren ist, dann gibt es nichts Schöneres, als für diesen Club zu spielen. Ich war schon mit elf ein Fan der Bayern, ...da ist schon ein Traum in Erfüllung gegangen. 

Nach der WM hat der FC Chelsea Interesse an Ihnen gezeigt. Ehrt es einen Spieler, wenn einer der besten Clubs ein Auge auf einen wirft und reizt es Sie, einen solchen Schritt irgendwann zu wagen? 
Klar ehrt einen das, wenn so ein Top-Verein Interesse zeigt. Wer weiß, was irgendwann mal sein wird. Ich habe noch einen längeren Vertrag, aber ich sage immer: "Sag' niemals nie." Vor ein paar Jahren habe ich noch Regionalliga gespielt. Dann bin ich innerhalb eines halben Jahres Nationalspieler geworden. Hätte ich vorher gesagt, das wird nix, dann hätte man mich auch Lügen gestraft.

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