2003 & 2004 article

Als vor Beginn dieser Saison die Meldung über die Nachrichtenticker kam, dass der VfB Stuttgart einen Verteidiger namens Philipp Lahm vom FC Bayern München ausgeliehen hat, nahm kaum jemand davon Notiz. Bis dahin hatte Lahm nahezu ausschließlich bei den Amateuren der Bayern in der Regionalliga gekickt.

Gerlands Tipp
Doch zumindest Bayerns Amateur-Trainer Hermann Gerland glaubte felsenfest daran, dass Lahm das Zeug dazu habe, in der Bundesliga zu einer festen Größe zu werden. Aber da die Münchner mit dem französischen Welt- und Europameister Bixente Lizarazu und dem deutschen Nationalspieler Tobias Rau auf dieser Position bereits bestens eingedeckt waren, hatte der Vereine keine Bedenken, Lahm ziehen zu lassen. Gerland rief seinen alten Freund Felix Magath an und erzählte ihm von den Talenten seines Jungstars. Offenbar so überzeugend, dass Magath Lahm sofort, ohne ihn vorher beobachtet oder getestet zu haben, verpflichtete. "Hermanns Ratschlag reicht mir völlig", sagte der Suttgarter Trainer damals.

Gerber verdrängt
Als Stuttgart den heute 20-jährigen Lahm unter Vertrag nahm, glaubte man noch, einen rechten Außenverteidiger verpflichtet zu haben, der notfalls auch im defensiven Mittelfeld eingesetzt werden könne. Doch schnell stellte sich heraus, dass Lahm auch als Linksverteidiger eine gute Figur machte. Erster Leidtragender dieser Erkenntnis war Routinier Heiko Gerber, der auf dieser Position in den letzten Jahren zu den Aktivposten der Schwaben gehörte. Schneller als ihm lieb war, fand sich der ehemalige Nationalspieler auf der Ersatzbank wieder.

"In exzellenter Verfassung"
Gerber nahm diese Zurückstufung gegenüber dem Shootingstar dieser Saison zumindest äußerlich gelassen auf: "Ich wurde nicht aus der Stammelf gestrichen, weil ich nicht Fußball spielen kann. Philipp war einfach in exzellenter Verfassung und der Trainer hat keine Veranlassung, etwas zu ändern."

Magath verunsichert
Manchmal schaffte es der Jungstar sogar, seinen Trainer zu verunsichern: "Als er hier ankam, fühlte er sich sofort wie zu Hause. Er hielt in jedem Training problemlos mit und das hat mich irritiert, da er gerade erst aus der Regionalliga gekommen war. Ich habe sogar überlegt, ob wir vielleicht nicht hart genug trainieren."

Völler beeindruckt
Seit seinem Wechsel von der Isar an den Neckar hat die Karriere von Lahm zum Steigflug angesetzt. In der Vorrunde absolvierte er 14 von 17 Bundesligaspielen und kam auch in der UEFA Champions League fünf Mal zum Einsatz. Lahm debütierte zudem in der deutschen U21-Nationalelf und beeindruckte Teamchef Rudi Völler derart, dass er von vielen Experten als dauerhafte Lösung auf der linken Abwehrseite der A-Nationalmannschaft gesehen wird, die traditionell zu den Schwachstellen in der DFB-Elf zählt.

Bayern aufgewacht
Obwohl Lahm es bisher gerade mal auf sechs Monate Erfahrung in der obersten deutschen Spielklasse bringt, haben die Bayern längst klar gemacht, dass Lahm 2005 nach Ablauf seiner Leihvertrages wieder nach München zurückkehren müsse. Manager Uli Hoeneß und Trainer Ottmar Hitzfeld sind sich einig, dass er der geeignete Nachfolger für Lizarazu wäre, sollte der Franzose demnächst seine Schuhe an den Nagel hängen oder den Verein verlassen.

"Noch so viel zu lernen"
Was auch immer in Zukunft noch passieren wird, eines scheint sicher: Lahm wird mit beiden Beinen auf dem Boden bleiben. Mit dem zunehmenden Rummel um seine Person konfrontiert, meinte Lahm nur: "Ich bin noch ein sehr junger Spieler, der noch nichts erreicht hat. Ich muss noch so viel lernen. Ich liebe es einfach, Fußball zu spielen, ganz egal auf welcher Position."


2004

Philipp Lahm - ein starkes Debüt

Split - Sein Lachen mit den strahlend weißen Zähnen wirkte ansteckend, die Augen glänzten vor Freude, als Philipp Lahm nach dem 2:1-Sieg der deutschen Nationalmannschaft in Kroatien aus dem Kabinengang trat. Der schmächtige, nur 1,70 Meter große 20-Jährige hatte am Mittwochabend mit seinem beherzten und gelungenen Auftritt bewiesen, dass er eine ernsthafte Alternative für die deutsche Problemzone "linke Seite" bei der EURO im Juni ist. 

So prasselte Lob von allen Seiten auf den Stuttgarter, der bis 2005 von Bayern München ausgeliehen ist, herab: "Er hat seine Sache sehr gut gemacht, zumal gegen die groß gewachsenen Kroaten", gratulierte Torwart Oliver Kahn, und auch DFB-Teamchef Rudi Völler freute sich: "Ein tolles Debüt. Er hat einige gute Aktionen nach vorne gezeigt." 

Als "ganz ordentlich" stufte der 23. Neuling der Ära Völler seine Leistung ein und blieb trotz seines steilen Aufstiegs, der ihn innerhalb von neun Monaten über das Regionalliga-Team des FC Bayern, die begeisternden Auftritte mit dem VfB Stuttgart - gerade in der Champions League - nun bis zur Nationalelf führte, gelassen und bescheiden: "Ich war schon schlechter, habe aber auch schon besser gespielt." 

Ein Problem mit dem schnellen Ruhm hat Lahm offenbar überhaupt nicht: "Es kann nie schnell genug gehen. Wenn ich mit nach Portugal darf, fahre ich gerne mit. Aber ich weiß, dass es auch wieder bergab gehen kann." 

Zwei Spiele Zeit hat Lahm noch, Völler von seinen Künsten zu überzeugen. "Rund zwei Drittel der EM-Fahrer stehen praktisch schon fest", machte der Teamchef nach der Partie gegen Kroatien deutlich. Nur in den Tests gegen Belgien (31. März) und Rumänien (28. April) haben Lahm & Co. noch die Gelegenheit, sich bei Völler zu empfehlen. "Nach der Partie gegen Rumänien wird es einen Schnitt geben", so Völler, und ich werde den EM-Kader benennen." In den kommenden Tests will Völler vor allem die Defizite in der Defensive abstellen: "Wir standen in der Abwehr nicht so kompakt, haben gerade in der Anfangsphase viel zu viele Chancen zugelassen." 

Die Konkurrenten Lahms auf links: Tobias Rau (FC Bayern), Jörg Böhme (Schalke 04), Christian Ziege (Tottenham) und auch der Hamburger Christian Rahn. Doch: Wenn nicht noch ein Wunder geschieht, wird Rahn nicht auf der Liste der 23 Namen stehen, die nach Portugal fahren dürfen. lx


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