2004 sport1 interview

Neues  Interview mit Philipp Lahm von Sport1.de :

Sport1: Wie ist es, erstmals bei so einem großen Turnier dabei zu sein?

Philipp Lahm: Ich freue mich darauf. Ich glaube, viele träumen davon, mit 20 Jahren bei einer Europameisterschaft zu spielen. Das ist etwas Sensationelles. Vor der Saison hätte ich mir auch nicht träumen lassen, dass es so schnell geht.

Sport1: Liegen Sie manchmal im Bett und können Ihre Entwicklung selbst nicht glauben?

Lahm:Nein, eigentlich nicht. So viel Zeit hatte ich gar nicht. Die Saison war voll mit Terminen - Bundesliga, Champions League, Länderspiele. Und jetzt geht es direkt weiter mit der EM-Vorbereitung. Es ist vielleicht auch ganz gut so, nicht so viel darüber nachzudenken. Ich weiß, dass es irgendwann vielleicht mal nicht so gut läuft. Aber jetzt freue ich micht erstmal, dass es so gut läuft.

Sport1: Was war Ihr Ziel vor Saisonbeginn?

Lahm:Ich hatte gehofft, dass ich einige Einsätze bekomme, vielleicht auch mal von Anfang an. Ich wollte vor allem regelmäßig mit den Profis trainieren, was ich bei Bayern nicht konnte. Und in die Bundesliga reinschnuppern. Aber dass es so wird, hätte natürlich keiner erwartet.

Sport1: Haben Sie vor dem VfB Stuttgart schon mal auf der linken Seite gespielt?

Lahm: Nein, ich habe beim FC Bayern immer rechter Verteidiger gespielt und bin für diese Position auch zum VfB geholt worden. Felix Magath hat mich dann im Ligapokal gegen Dortmund in der Halbzeit gefragt, ob ich auch links spielen kann und ich habe ja gesagt. Und nach sechs Bundesligaspielen habe ich von Beginn an gespielt.

Sport1: Wie groß ist der Nachteil auf der "falschen" Seite?

Lahm:Ich kann mit links einen Ball annehmen und einen Pass spielen, aber ich bin nicht beidfüssig, auch wenn ich viel meinen linken Fuß trainiere. Von daher ist es sicher ein Nachteil, dass ich nicht so gut zur Grundlinie gehen und mit links flanken kann. Dafür kann ich aber nach innen ziehen und mit rechts schießen oder flanken.

Sport1: War es ein Vorteil für Sie, dass es auf links so wenig Auswahl gibt?

Lahm: Ein Vorteil mit Sicherheit. Aber ich spiele nicht deshalb in der Nationalmannschaft, weil es sonst keine Spieler gibt. Ich habe die gesamte Saison meine Leistung in der Bundesliga und der Champions League gebracht. Ich sehe das als Belohnung und ich glaube, ich spiele zu Recht in der Nationalmannschaft.

Sport1: Wer ist Ihr EM-Favorit?

Lahm: Frankreich ist Top-Favorit. Mit Sicherheit auch Italien und Portugal als Gastgeber. Man könnte auch noch einige andere Teams nennen.

Sport1: Hat Deutschland gegen einen Gegner wie Frankreich überhaupt eine Chance?


Lahm: Wenn wir einen guten Tag erwischen, ist uns alles zuzutrauen. Auch gegen solche Teams wie Frankreich. Man hat ja bei der WM 2002, dass einiges möglich ist.

Sport1: Wie schätzen Sie die Gruppengegner ein?

Lahm: Wir haben eine sehr starke Gruppe. Auch Lettland ist eine gute Mannschaft, die haben immerhin die Türken rausgeworfen. Tschechien hatte 20 Länderspiele ohne Niederlage, das spricht für sich. Und bei Holland muss man sich ja nur einmal die Namen anschauen, die bei denen im Aufgebot stehen.

Sport1:Wie wichtig ist das Auftaktspiel gegen Holland für den weiteren Turnierverlauf?

Lahm:Ein guter Start ist immer wichtig, das war schon in der Vergangenheit so. Und Holland ist ein starker Gegner. Da kann man gleich beweisen, was man kann.

Sport1:Wie weit kommt Deutschland?

Lahm:Ich gehe davon aus, dass wir weiterkommen. Und wenn wir die Vorrunde überstehen, weiß man ja, was bei deutschen Mannschaften möglich ist. In der K.o.-Runde ist immer viel drin und ich denke, dass wir weit kommen werden



Interview mit Philipp Lahm von Spot1.de :

Sport1: Hat der Sieg die Stimmung gelockert?

Lahm: Sicherlich war nach dem Spiel in Rumänien ein bisschen Druck da. Besonders freut es mich für Michael Ballack, der zuletzt viel in der Kritik stand, dass er so ein Superspiel und vier Tore gemacht hat. Davon profitiert natürlich auch die Mannschaft.

Sport1: Welche Bedeutung hat das Trainingslager für die EM?
Lahm:Ich glaube, dass es ab jetzt richtig zur Sache gehen wird. Da werden wir sicherlich einige Schwerpunkte setzen, weil wir mehr Zeit haben. Sonst hat man vor Länderspielen ja immer nur zwei oder drei Tage, da kann man nicht viel einstudieren. Das ist hier natürlich besser.

Sport1: Was erwarten Sie von den kommenden Testspielen gegen die Schweiz und Ungarn?

Lahm: Es sind zwei gute Teams, gegen die wir genauso konzentriert spielen müssen wie gegen Malta. Die Schweiz und Ungarn sind sicher viel stärkere Gegner. Da wird man richtig gefordert und kann zeigen, was man drauf hat. Ich glaube, wir sind auf einem guten Weg und werden zwei ordentliche Spiele machen.

Sport1: Mit welcher Zielsetzung fahren Sie nach Portugal?

Lahm: Für mich ist es schon großartig, überhaupt dabei zu sein. Wenn ich dann noch meine Einsätze bekomme, umso schöner. Und ich denke, meine Chancen sind gut, im ersten Spiel in der Startelf zu stehen. Wenn ich meine Leistung bringe, gehe ich davon aus.

 
Sport1: Ihr Konkurrent ist relativ plötzlich Christian Ziege geworden. Was halten Sie von ihm?

Lahm: Ich habe ihn jetzt erst kennen gelernt. Als er beim FC Bayern gespielt hat, war ich noch nicht mal Balljunge. Er ist ein erfahrener Mann, von dem ich mir mit Sicherheit noch etwas abschauen kann. Wenn er mir Tipps gibt, freue ich mich darüber.

Sport1:  Ist das nicht ungewöhnlich, denn er ist ja eigentlich Ihr Ersatzmann?

Lahm:Es stimmt, dass er mein Konkurrent ist. Aber ich bin 20 Jahre alt und kann noch einiges lernen, auch von Christian. Er hat 72 Länderspiele gemacht, war bei vielen großen Turnieren dabei, war Europameister und Vize-Weltmeister. Da kann man sich schon einiges abschauen.

Sport1:  Welche Tipps werden Sie selber den Nachrückern aus der U-21 geben, die Rudi Völler voraussichtlich noch berufen wird?

Lahm:Ich glaube, es ist nicht schwer, sich hier zu integrieren. Die Mannschaft ist super, jeder wird toll aufgenommen. Deswegen kann auch ich hier meine Leistung voll abrufen.


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